Nachruf Christine

 

Bild Christine Schelle

 * 01.02.1965
+ 12.01.2007

Nach acht Tagen können wir es immer noch nicht fassen, dass Christine von uns gegangen ist. Unsere Gedanken drehen sich nur noch um Christine und den Verein.

So langsam realisieren wir, dass es die liebevollen Gespräche mit ihr nicht mehr geben wird. Ihre Fröhlichkeit, Zuversicht und ihr Vertrauen werden uns fehlen.

Es war schon zum Ritual geworden, dass wir jeden Morgen und jeden Abend miteinander telefonierten. Zwischendurch folgten längere Besuche zwischen Hamburg, Osnabrück, Wuppertal und Banteln. Es waren nicht nur schöne Stunden, die wir miteinander verbrachten. Oft mussten wir uns Sorgen um sie machen.

Sie verlangte von sich immer sehr viel; mehr als sie bewältigen konnte.

Ich selbst kannte Christine leider nur knapp drei Jahre, aber es war eine gute und lehrreiche Zeit für mich. Von ihr habe ich sehr viel gelernt.

Ihre Oberflächlichkeit und Ihr Chaos brachten mich manchmal zum verzweifeln, doch konnte ich ihr nie richtig böse sein. Sie war ein Mensch mit vielen Fehlern, die man ihr aber schnell durch ihre liebenswerte Art verzieh oder einfach darüber hinweg schaute. Sie hatte noch so viele Pläne und Träume und war nach außen voller Energie.

Auch wenn es ihr noch so schlecht ging, nie sagte sie, wie es wirklich in ihr aussah oder wie es ihr ging.

Niemals werde ich das Bild vergessen. Thomas stand am Fußende des Bettes und ich saß neben dem Bett und hielt Christines Hand.

Irgendwie wollten sich unsere Hände nicht trennen. Trotz 15 Liter Sauerstoff konnte sie kaum atmen. Sie schaute auf die Bilder von Amrum, die Kerstin ihr noch gebracht hatte, lächelte uns an und meinte nur: „Es wird schon wieder"

Sie drückte mir ihr Notizbuch in die Hand, in dem noch einige Instruktionen für mich standen. Dann verabschiedeten wir uns von ihr.

Als Thomas und ich draußen waren, schauten wir uns an und hatten beide ein ungutes Gefühl.

Wir fühlten beide, es war ein Abschied für immer.

Langsam begreifen wir alle, es ist vorbei. Wir müssen Abschied nehmen und es tut verdammt weh.

Uns stellt sich die Frage: Warum gerade sie? Diese Frage ist so alt wie die Menschheit, aber sie steht immer im Raum.

Wir werden Christine so in Erinnerung behalten, wie sie war: Lebenslustig, chaotisch, und voller Elan.

Vielen Menschen gab sie Trost und Rat. Ihr Herz war groß an Raum, um die aufzufangen, die in Bedrängnis waren und ihre Hilfe brauchten.

Ob es wohl eben so viele sind, die für sie Raum in ihrem Herzen haben?

Wir alle von der Transplantationsbegleitung empfinden große Trauer. Mit Christine geht auch ein Teil von uns.

Wir werden unseren Verein im Sinne von Christine weiterführen und hoffen auf viel Unterstützung.

Hannover, den 20. Januar 2007
Marion Jäcks, Transplantationsbegleitung e. V.